Dunkle Biene (Apis mellifera mellifera) - ein Unterart der europäischen Honigbiene!
Seit Urzeiten nutzt der Mensch die Biene als Honiglieferant. Ursprünglich bevorzugten die Bienen Hohlräume in Bäumen. Die Honigernte von derartigen Bienenvölkern wurde bis in das späte Mittelalter vom Berufsstand der Zeidler ausgeübt. Dann wurden die Bienenwohnungen aus dem Wald ans Haus geholt. Aus Baumhöhlen wurden Kisten mit beweglichen Rähmchen, aber das Prinzip der Bienenwohnung als ,Höhle' ist geblieben. Bienen sind Insekten und lassen sich nicht zähmen. Sie bleiben immer wilde Tiere und eine erfolgreiche Haltung erfordert, sie in ihren zahlreichen Eigenheiten zu akzeptieren und zu verstehen. Darum sind Honigbienen im Prinzip noch immer Wildtiere, welche einer Betreuung durch den Menschen eigentlich nicht bedürften, wenn es nicht die aus anderen Kontinenten eingeschleppten Schädlinge gäbe. Ohne Betreuung durch den Menschen können Honigbienenvölker heute in Europa nicht mehr überleben.
Auch wenn sie sich nicht zähmen lassen, sind Bienen doch Nutztiere. In den letzten 100 Jahren veränderte sich nicht nur die Bienenhaltung, sondern auch die Artenvielfalt. Die nördliche der Pyrenäen und Alpen heimische Dunklen Biene (Apis mellifera mellifera) wurde in Deutschland und Österreich gezielt verdrängt und durch Schädlinge und Umweltvergiftung ausgerottet. Die beiden Länder sind heute ,Bieneneinwanderungsland' mit einem bunten Mix der verschiedenen (nicht nur europäischen) Unterarten der Honigbiene. Aufgrund des nur sehr schwer zu kontrollierenden Paarungsverhaltens der Bienen sind die noch in einigen europäischen Ländern vorhandenen relativ reinen Bestände an Dunklen Bienen, die teilweise von lokalen Gruppen und Verbänden gefördert werden, ebenfalls bedroht.
Die verschiedenen lokalen Ökotypen der Dunklen Biene sind extrem an ihr jeweiliges Klima und die dortigen Trachtverhältnisse angepasst, z. B. Mediterranes Klima, Mittelgebirgsklima, Heidegebiete. Diese Anpassung der Dunklen Biene ist bei der Auswahl des Ökotyps für die eigene Imkerei zu beachten, um sich an den Bienen und ihrem Honig zu erfreuen.
Für österreichische und deutsche Verhältnisse angepasste Dunkle Bienen der Unterart Apis mellifera mellifera findet man in Süd-Belgien und im Alpenraum (Schweizer Landbiene - Tiroler Braunelle, Salzburger Alpenlandbiene)
Großbritannien und Irland, Dänemark, Norwegen, Schweden, Finnland, Polen sowie Frankreich verfügen teilweise noch über Dunkle Bienen, die jedoch für mitteleuropäische Klima- und Bevölkerungsverhältnisse nicht unbedingt geeignet sind.
“Gab es 1950 noch ein Verhältnis zwischen der bei uns heimischen Apis Mellifera Mellifera (Dunkle Biene) und der Apis Mellifera Carnica (Kärntner Biene) von 50:50, ist die Dunkle Biene mittlerweile von der Ausrottung bedroht“, so Alois Reiter (Spartenbetreuer ARCHE Austria), der es sich zum Ziel gesetzt hat, die dunkle Biene zu retten. Heute gibt es in Österreich nur ca. 1.000 Dunkle Bienenvölker, was einem prozentuellen Anteil von nur 1 % des Gesamtbestandes an Bienen in Österreich entspricht! Das Bestreben der Imker immer mehr Honig zu ernten, führte zum Rückgang der sparsam lebenden und auf Wetterrückschläge schnell reagierenden Dunklen Biene in Österreich und Europa.
„Extreme Vorsicht als Überlebensstrategie in einer harten Umwelt“ bringt Ruttner (2003) das Verhalten der Dunklen Biene auf einen Nenner.
Besonderheiten der dunklen Biene:
- große Winterhärte - fliegt auch bei niedrigen Temperaturen und schlechtem Wetter - im Frühjahr und bei Trachtlücken* vorsichtige Volksentwicklung - sparsam - starker Putztrieb - Langlebigkeit der Königin und der Bienen - erhöhte Verteidigungsbereitschaft am Flugloch - starker Pollen-/ Propolissammeltrieb - sanftmütig - sehr geringe Schwarmneigung, daher geringer Pflegeaufwand
Unterscheidungsmerkmale:
Sehr dunkle Panzerfärbung, Schmale Filzbinden, Rundlicher Hinterleib, Lange schüttere Behaarung
Morphometrische Daten:
Panzerfarbe 0…keine braunen Ringe, Haarlänge l… lang, Filzbinden f… schmal, Cubitalindex unter 2, Rüssellänge 5,9 bis 6,5 mm
Oberstes Ziel ist die Erhaltung der dunklen Biene um eine Ausrottung zu verhindern.
Quelle:
2010 können die Zuchtgruppen zum ersten mal auf DNA-geprüfte Zuchtvölker zurückgreifen und auch unsere Belegstelle S6 (Schüttbachgraben bei St.Martin) mit geprüften Vatervölkern beschicken.
Grundlage für diese wichtige Hilfe ist das Ergebnis einer Diplomarbeit von Frau Martina Siller an der Univ. für Bodenkultur in Wien. Betreuer des Projektes war Univ. Doz. Dipl.Ing. Dr. Hermann Pechhacker.
Das Projekt und die Ergebnisse wurden im Februar 2010 in Imst präsentiert.
Anmerkungen der Zuchtgruppen zu den Ergebnissen:
Bei der Bewertung der Zahlen ist zu beachten, dass eine primäre Fragestellung der Reinheitsgrad der züchterisch nicht bearbeitet Standbegattungen war. (Dass die belegstellenbegatteten Völker einen hohen Reinheitsgrad haben, war anzunehmen.)
Mehr als die Hälfte der Proben stammten daher aus standbegatteten Völkern.
1.) Es gibt noch reine Apis Mellifera Mellifera-Bestände in Österreich und es ist im Sinne der Biodiversidät diese Biene vor dem Aussterben zu bewahren. Die Zuchtguppen zur Erhaltung der Dunklen Biene in Salzburg leisten einen aktiven Beitrag zum Jahr der Artenvielfalt 2010.
2.) 45 Prozent der untersuchten Völker entsprechen den Beschreibungen der Dunklen Biene in Österreich von GOETZE (1964) und rund 40 % der untersuchten Proben weisen einen Melliferaanteil von 95 bis 99,8 Prozent auf. Ziel der Zuchtgruppen ist es 2010 aus diesen DNA-geprüften Bestand die besten Völker für die Zucht auszuwählen und damit den Hybridanteil zu elliminieren.
3.) laut Folie 25 korrelieren die morphologischen- und die genetischen(DNA)- Untersuchungen stark. Es gibt aber Ausnahmen mit starker Abweichung. ZB ein Volk mit Cubitalindex 1,3 hat laut DNA einen A.M.M.-Anteil von nur 64 %. Dem gegenüber steht aber ein Volk mit CI 1,7 und einen DNA A.M.M.-Anteil von 98 %.
Deshalb ist nach Ansicht der Zuchtgruppen die morphologische Untersuchung ein gutes und leistbares Mittel für die Vorselektion, aber in regelmäßigen Abständen von 2-3 Jahren sollte die Rassenbestimmung mit DNA Analysen ergänzt bzw. überprüft werden.
3.a) Die Abweichung der morphologischen Merkmale nach Ruttner (Folie 24) fußen in erster Linie auf der Haarlänge und sind darauf zurückzuführen, dass Ruttner nie diese genaue Möglichkeit der grafischen Haarlängenmessung mittels EDV zur Verfügung hatte, sondern die Haarlänge mit der Rähmchendrahtmethode ermittelt bzw. geschätzt hat. Er konnte nicht zwischen 0,38 und 0,42 mm unterscheiden. Da auch Völker mit 99 % DNA A.m.m.-Anteil nicht die von Ruttner genannte Haarlänge erreichen, ist anzunehmen, dass die Haarlänge der alpinen Ökotypen der A.M.M. zwar lang ist, aber nicht so lang wie von Ruttner angegeben.
3.b) Laut Goetze (1964) hatten die alpinen Mellifera M. Ökotypen einen höheren Discoidal-Index (um 0 bzw. Klasse 22) als die nördlicheren Ökotypen (zB. Skandinavien).
Weil die DI-Ermittlung einfacher ist, als die Haarlängenmessung wird in einigen Ländern die DI-Messung bevorzugt, obwohl ihr Aussagewert eher gering ist.
Nach der aktuellen Studie von Siller korreliert die Discoidalverschiebung nur sehr gering mit den DNA-Ergebnissen. Der DI wird daher von der AMZ bei der Körung geringer bis gar nicht gewichtet.
4.) Resümee: Die Proben der Belegstellenvölker waren sehr gut. (mit einigen Ausnahmen, die man mittels DNA in Zukunft ausscheiden muss.) Die morphologische Untersuchung (vor allem der CI korreliert gut mit den DNA) ist für Züchter ausreichend.
Die Ergebnisse der standbegatteten Völker waren (wie erwartet) nicht entsprechend. (mit einigen Ausnahmen)
Die Erhaltung der Dunklen Biene ist derzeit mit Standbegattungen nicht möglich. Die Belegstellenvölker und einige ausgewählte Zuchtmütter werden in Zukunft (je nach finanzieller Mittel) einer DNA zu unterziehen sein. Die DNA untersuchten Völker werden in der Beebreed-Datenbank transparent dokumentiert um Wiederholungen der teueren DNA Untersuchungen in den Folgegenerationen einschränken zu können. Sukzessive soll der Kreis der DNA-untersuchten Völker erweitert und dokumentiert werden. Schutzgebiete sind als längerfristiges Ziel unverzichtbar.
Diese Schritte sind nicht nur Empfehlungen, sondern wurden in der AMZ seit Bestehen umgesetzt.
Diese Studie hat viele Fragen beantwortet, aber auch neue Fragen aufgeworfen, die noch weiterer Untersuchungen und Analysen bedürfen.
Ein besonderer Dank für diese Arbeit an Martina Siller und ihren Betreuer Herrn Dr. Hermann Pechhacker.
This tells you a bit about this blog and the person who writes it.
When you are logged in you will be able to edit this page by clicking on the edit icon.